Pentecostal und Baptist Church
Normalerweise gehe ich jeden Sonntag mit in die Baptist-Non-Denominational-Church meiner Gastfamilie, die einen Jugendkreis mit einem kalifornischen Jugendpastor, einen Kindergottesdienst, Männer- und Frauenabende und Feiertagsspecials hat.
Der Jugendkreis findet jeden Mittwoch statt und ich habe dort schon ein paar Freunde gefunden.
Am Mittwoch der Homecoming-Woche war es besonders spaßig, da sich die verschiedenen Kleingruppen des Jugendkreises, die nach Klassen sortiert sind, nach verschiedenen Themen verkleiden sollten. Eine Gruppe, die vom Jugendpastor mit geleitet wird, verkleidete sich wie die Figuren der Filmreihe „Shrek“ und als Krönung des ganzen hatte sich ein Mädchen wie Prinzessin Fiona und der Jugendpastor wie Shrek verkleidet. Er hatte sich sogar Gesicht und Hände grün angemalt mit Oger-Ohren.
Eine andere Gruppe sollte den Jugendpastor doublen, wobei sie alle dieselben Hosen und Jacken anzogen und sich Bärte anmalten und Schildkappen aufsetzten.
Wiederrum hatte sich eine Gruppe wie „Duck Dynasty“ verkleidet, mit Militärskleidung, schwarzen Stiefeln und Bandanas. Fehlten nur noch die Lockpfeifen und es wäre perfekt gewesen. Aber auch so war es echt genial! Unsere Gruppe, bestehend aus Mädchen der 9en bis 11en Klasse, hatte sich wie Figuren aus Dr. Seuss Büchern verkleidet.
Ein Mädchen war der Lorax, ein anderes der „Oncler“, unsere Kleingruppen-Leiterinnen waren „Ding 1“ und „Ding 2“ und ich war der „Fox with Socks“.
Dazu hatten die Leiterinnen bereits ein Kostüm bestehend aus Fuchsohren, Fuchsschwanz und zwei dicken, weichen Sockenpaaren zusammengestellt.
Das Kostüm durfte ich behalten 🙂 .
Ein Buffet war zusammengestellt und nach dem Essen gab es ein Quiz bei dem wir Zitate von Luther oder Shakespeare erraten mussten. Der Jugendpastor machte dabei immer wieder witzige Andeutungen auf mich, die ich ja deutsch war (er begrüßt mich jeden Sonntag immer mit „Guten Tag, Fräulein“, obwohl ich ihm gesagt hab, dass das heutzutage nicht üblich ist in Deutschland 😉 ), und warf ab und zu irgendwelche deutschen Wörter in seine Erzählungen über Martin Luther, was für mich, die ich die deutschen Wörter verstand, echt zum Schießen war, da die Wörter in diesem Zusammenhang keinen Zusammenhang hatten. Da sagte er zum Beispiel „And Martin Luther was a munk in germany“ und fügte dann einfach „Wiener Schnitzel“ hinzu.
Nach dem Zitate-Raten gab es ein Spiel bei dem jede Gruppe Leute zur Verfügung stellen musste, die nacheinander sonderliche Dinge aßen, die auf einem Tisch standen. Ein Mädchen aß eingelegte Heringe, ein anderes ekelhaften Babybrei, und so weiter.
Ich meldete mich natürlich nicht und wurde nicht aufgestellt – Gott sei Dank!
Danach gab es noch ein Spiel, das wir im Auditorium (Gottesdienstsaal) spielten, bei dem wir ein Teammitglied in Klopapier einrollen sollten. Diese „Mumie“ sollte dann an die ausgewählte Startlinie gehen und bei drei würden alle Auserwählten einmal um den Saal rennen.
Unser Team gewann und ich übertreibe nicht, wenn ich euch sage, dass wir einen Berg an Süßigkeiten bekamen, wie man ihn nur in Amerika bekommen kann. Haufenweise, riesige Tüten an „Sour Patch Kids“, „Lollipops“, Gummibärchen, Kaugummis, Schokolade, Kekse, etc.
Ich nahm mir nur die „Sour Patch Kids“, die ich noch am genießbarsten fand.
An den Sonntagen lief es immer so ab, dass man sich im Foyer einen Kaffe oder eine heiße Schokolade machen konnte, dann mit ein paar Freunden plaudern bis um 11 Uhr der zweite Gottesdienst stattfand.
Der erste findet immer um 9 Uhr statt. Der Gottesdienst besteht aus einem Anfangslied, dann kommen ein paar Ansagen, dann ein Gebet, dann vier oder fünf Lieder, ein anschließendes Gebet, eine laaange Predigt vom Pastor und ein abschließendes Gebet und damit ist der Gottesdienst auch wieder vorbei.
Wenn man nicht kommen kann oder will, kann man sich auch die online Live-Übertragung anschauen.
Der Predigtstil des Pastor ist sehr praktisch und nicht sehr spirituell. Oftmals wird eine Bibelstelle ausgewählt, dann redet der Pastor über Dinge im Leben, die uns passieren und vergleicht das mit Stellen aus der Bibel.
Wer tiefe biblische Lehre will, muss sie woanders suchen, aber letzten Sonntag hielt er eine ziemlich interessante Predigt über Pilatus und dessen mögliche Motive, als er Jesus zur Kreuzigung freigab.
Diesen Sonntag war ich allerdings in der „Donalds Church of God“ einer kleinen Gemeinde, die pfingstlerisch ist. Meine Gastmutter fuhr mich hin und da der Gottesdienst erst um 11 begann, wartete ich eine halbe Stunde, redete mit einer Frau, die mich freundlich begrüßte und mir viel über sich und ihr Leben erzählte und redete auch mit ein paar Kindern, die ca. 10 – 13 Jahre alt waren. Sie waren ganz erstaunt als ich erzählte, dass ich aus Deutschland kam und ein Junge fragte mich, ob ich auch Deutsch reden konnte. Ich bejahte, woraufhin er mich ganz aufgeregt bat, ob ich „What’s your name“ in Deutsch sagen könne. Das tat ich auch, woraufhin die Kinder ganz verblüfft waren.
Mir ist das schon mehrere Male untergelaufen, dass mich Jugendliche oder Kinder fragten, ob ich, da ich aus Deutschland sei, auch deutsch spreche und dann ganz beeindruckt waren, wenn ich es tat.
Mir scheint es, dass die Jugendlichen und Kinder hier nicht viel herumkommen.
Der Gottesdienstraum war sehr gemütlich eingerichtet mit Stuhlreihen aus blauen, gepolsterten Bürostühlen, gläsernen Leuchtern an der Decke, die ein warmes Licht gaben, an den Wänden bunte hohe Glasfenster, vorne am Altar eine kleine Orgel und ein Flügel, ein Schlagzeug, ein Podium für den Redner oder Pastor und ein paar Bänke für den Chor, der aus Freiwilligen gebildet wurde.
Der Boden war mit einem großen Teppich ausgelegt.
Um 11 begann der Gottesdienst mit zwei Frauen, die die Orgel spielten, einigen Chorsängern und dem Schlagzeuger. Gesungen wurde ein altes pfingstlerisches Lied, wobei alle aufstanden.
Ich kannte den Text nicht, aber die Melodie war sehr einfach (stellt euch das Lied „Hab ’ne Tante aus Marokko“ vor, so ungefähr gingen die Melodien) und so konnte ich schon nach ein paar Zeilen mitsingen.
Nach dem Lied setzten sich die Leute, aber neue Lieder wurden angestimmt und wir sangen im Sitzen weiter. Zwischendurch kam auch ab und zu jemand nach vorne, betete oder las einen Bibelvers, und einmal sang einer der Leiter ein Lied mit Playback. Zwischendrin gingen die jüngeren Kinder zum Kindergottesdienst. Nach fünf Liedern hielt der Pastor eine Predigt über „Thanksgiving“, Dank-geben und Jona und dessen Dankesgebet. Die Predigt hieß „A whale of Thanksgiving“.
Nach der Predigt spielte eine Frau noch ein abschließendes Lied an der Orgel, während die Leute sich zerstreuten und ihre Kinder einsammelten (es waren nicht viele Kinder) oder nach draußen gingen und sich verabschiedeten.
Ich schüttelte ein paar Leuten die Hände und verabschiedete mich freundlich, dann ging ich nach Hause.
Ich kann nicht urteilen, ob der Gottesdienst gut oder schlecht war, alles in allem war es einfach eine interessante Erfahrung mit neuen Eindrücken und einem guten Einblick in eine andere Denomination.
Aber hier unten im Süden haben vor allem die Baptisten die Vorherrschaft. Die sogenannten „Southern Baptists“ sind die zweitgrößte Denomination in den USA. Interessanterweise macht die presbyterianische Kirche nur ca. 2,7 % der Denominationen aus, wobei ich hier größtenteils nur presbyterianische oder baptistische Kirchen sehe.
Bin gespannt, ob ich noch mehr Denominationen kennenlerne…